Den Roman „A Little Llife“ von Hanya Yanagihara habe ich vor ca. zwei Jahren gelesen. Da er mich unglaublich begeistert hat, habe ich ihn im Juni 2023 noch mal als deutsche Hörbuchfassung inhaliert. Fantastisch gelesen von Torben Kessler und damit ebenfalls empfehlenswert.

Inhalt: Erzählt wird das Leben vierer Freunde vom College bis zum mittleren Alter. Im Mittelpunkt steht der brillante, rätselhafte Jude St. Francis. Er ist ein aufopfernder, liebevoller und gleichzeitig ein mit den Jahren zunehmend gebrochener Mann – sein Geist und sein Körper sind von einer unaussprechlichen Kindheit gezeichnet und von einem Trauma heimgesucht, das sein Leben für immer bestimmen wird. Im Laufe der Jahrzehnte werden die Freunde immer tiefer in Judes dunkle, schmerzhafte Welt hineingezogen und die Monster seiner Vergangenheit tauchen allmählich auf.

Schreibstil: personale Erzählperspektive (schwerpunktmäßig), Präteritum (vorwiegend)  – einfühlsam, geschickt, bildhaft.

Meine Meinung: Für mich ist der Roman sehr aufwühlend und ergreifend, da er eine Auseinandersetzung mit sehr empfindlichen Themen, wie Kindesmissbrauch, Traumen, chronischen Schmerzen und Selbstverletzungen erfordert. Während Mainstream-Romane Gewaltszenen oftmals nur anreißen, werden in dieser Geschichte sowohl Missbrauch als auch körperliches Leiden und Selbstzerstörung (Ritzen) sehr detailliert beschrieben. Dabei wirken die Beschreibungen nicht sensationslüstern, sondern notwendig, weil sie die Grundlage des Hauptcharakters und seiner Entwicklung bilden.

Durch die Verwendung geschickter Techniken, z. B. das Zurückhalten von Informationen, erzielt die Autorin eine hohen Spannungsbogen. Was ist die Ursache für Judes chronische Schmerzprobleme? Was genau ist die oft genannte „Verletzung“? Diese Technik weckt das voyeuristische Interesse des Lesers und zieht ihn unweigerlich in die Geschichte.

Obwohl es im Kern der Story um die unvorstellbare Grausamkeit, zu der Menschen fähig sind, die Verletzung einer Seele und ihren lebenslangen Kampf um die Überwindung des Traumas geht, birgt der Roman auch unglaublich viel Schönheit, denn es bleibt Raum für  Freundschaft, Liebe und menschliche Güte. Fantastisch geschrieben.

Fazit: Ein Meisterwerk. Dunkel, verstörend und trotzdem voller Schönheit.

Empfehlung an Leser, die bereit sind, sich mit den o. g. Themen zu befassen und mehr erwarten als einen herkömmlicher Großstadtbildungsroman.

Herausgeber ‏ : ‎ Piper Taschenbuch; 11. Edition (4. September 2018), 18,- Euro

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