Inhalt: Italien, 1983. Unerwartet trifft der 17jährige Elio seine erste große Liebe: Oliver (24 J.). In einem kurzen Sommer zwischen Verzehren und Verzweiflung suchen zwei Menschen nach der absoluten Erfüllung.

Schreibstil: Auktorialer Ich-Erzähler, Präteritum – poetisch, dicht, eindringlich

Meine Meinung: Dieser Roman hat mich derart berührt, dass ich einige Tage kein neues Buch zur Hand nehmen konnte, nicht fähig war, die Geschichte gehen zu lassen.

Gleich in der ersten Zeile zeigt der Autor seine Handwerkskunst. Die Sprache ist poetisch, opulent wie ein italienisches Menü, monumental wie das Gemälde der Mona Lisa.

Der Autor erzählt von der Liebe zweier Männer, ohne darum großes Aufheben zu machen, ohne das Wort ‚Liebe‘ auch nur einmal zu nennen. Dennoch habe ich sie zuvor kaum in einer solchen Intensität gelesen. Mit großer Sensibilität behandelt der Roman das Gefühlsuniversum eines Menschen, das sich angesichts der ersten Liebe über ihm entfaltet. Elio bleiben mit dem Sommergast Oliver nur sechs gemeinsame Wochen, und ein tragischer Aspekt der Geschichte besteht darin, dass sie so viel Zeit mit Belanglosigkeiten verschwenden, weil sie einander nicht sicher sein können. Herzzerreißend.

Was mich vor allem berührt, ist die dem Buch zugrundeliegende Thematik des Autors. Er zeigt, dass es schwierig ist, seinen „place of belonging“ zu finden, dass vieles im Leben uneindeutig und unsicher ist, dass das Leben an jedem Punkt eine andere Wende nehmen kann, wir nichts vergessen und es Momente gibt, die bis ans Ende unseres Lebens nicht an Lebendigkeit verlieren.

Fazit: Ein Meisterwerk – hinreißend, intensiv, mutig

Empfehlung an Leser der Genre Coming-of-Age, Liebesroman, Gay Romance

Herausgeber: ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 9. Auflage 2020 (9. Februar 2018), 288 Seiten (Taschenbuch), 12,- Euro