Autorin: Angelika Schrobsdorff gehörte in den 70ern zum intellektuellen Kreis um  Jean Paul Sartre und Simone de Beauvoir.

Inhalt: A. Schrobsdorff erzählt in diesem stark autobiographischen Roman vom Leben ihrer jüdischen Mutter Else (1893 – 1949) und inszeniert ihre eigene Kindheit. Anhand eigener und zeitgenössischer Erinnerungen sowie überlieferter Briefe rekonstruiert sie die Flucht ihrer Familie in der NS-Zeit, zeichnet die widersprüchlichen Emotionen der Familienmitglieder beim Verlust der Heimat nach und gibt einen persönlichen Blick auf die Geschichte des 20 Jh.

Schreibstil: Ich-Erzähler (mit irritierenden Wechseln zum personalen E.) – einnehmend und eindringlich, reich an rhetorischen Stilmitteln, z. B. „In das intime Boudoir seiner Sinne und Seele gelangte man sicherer über die Wendeltreppe des Geistes als über den Diwan.“

Meine Meinung: Elses Persönlichkeit hat mich unglaublich fasziniert. Sie wächst von einem unkonventionellen Kind zu einer leidenschaftlichen Frau heran, die besonders in den Goldenen 20er Jahren das Leben in Berlin in vollen Zügen genießt und ihrer Zeit weit voraus – in vollkommener Anarchie – lebt. Wem gelingt es schon, mit seinem Mann, dessen Geliebter, einem Liebhaber und zwei Kindern von verschiedenen Vätern friedlich unter einem Dach zu hausen? Doch mit der NS-Zeit beginnt für die Jüdin ein Leidensweg, der mich tief bedrückt hat. Ein Weg, an dessen Ende nicht nur Else als ein zerstörter Mensch zurückbleibt, sondern auch ein zerstörtes Volk und ein zerstörtes Land liegen.

Fazit: Bewegend und bedrückend – voller grenzenloser Leidenschaft und grenzenloser Leiden

Eine Empfehlung an alle Leser, denn ich finde #wirdürfennichtvergessen

Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft, 26. Edition (1. September 1994), 560 Seiten,
12,90 Euro (Taschenbuch)