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Treffen mit Heinrich Fürst aus dem Thriller ASKLEPIOS im Café Schwesterherz

Hallo ihr Lieben,

da ich bekanntlich hoffnungslos hip bin, oder zumindest so tue, ist es wieder einmal an der Zeit, euch nach Ehrenfeld zu entführen. Das Szeneviertel im Kölner Westen ist tatsächlich sogar noch angesagter als ich. Hier werdet ihr von einem ganz besonderen Duft umgarnt, und zwar nicht von meinem Parfüm aus dem Hause 4711, das jahrelang mitten im Viertel hergestellt wurde, sondern vom Duft der großen weiten Welt. Das Multikultiviertel beherbergt nämlich viele Kölner mit Migrationshintergrund und somit auch Geschäfte aus aller Herren Länder. Dementsprechend bin ich mit Tinnef und Tand beladen, um mich und unser Heim so richtig szenig aufzupeppen. Außerdem habe ich mir Dreadlocks in einem Afroshop machen lassen und bin total gespannt, ob Heinrich Fürst aus dem Thriller ASKLEPIOS mich trotz meiner Frisur erkennt.

Bewaffnet mit Tüten und Taschen betrete ich das bezaubernde Café Schwesterherz, mit dem die Schwestern Gülsum Backus und Seher Ergenekon sich den Traum von einem eigenen Lokal erfüllt haben. Gleich beim Betreten der kleinen Oase lullen mich Gemütlichkeit, Kaffee- und Kuchendüfte  ein und ein kleiner Tisch, der perfekt für mein tête-à-tête mit Heinrich ist, zwinkert mir einladend zu. Staunenend streift mein Blick über einige Bilder, die die Wände schmücken. Ich kneife die Lider zusammen und erkenne die Initialen HF.

„Gefällt dir das Aquarell?“, fragt ein Bariton hinter mir.
     Ich drehe mich um und versinke in einem grauen Augenpaar, das wach hinter einer goldgeränderten Brille hockt. Zur Begrüßung lüpft er sein Barett, das ihm das Image eines französischen Künstlers verleiht. Kurz leuchtet eine Halbglatze auf, die exakt der Größe der Kopfbedeckung entspricht.

„Hallo Heinrich“, flöte ich und beglücke ihn mit einem Begrüßungsküsschen. Ich kippe meinen Kopf zur Seite. Meine Romanfigur hat mich wirklich erkannt. Dabei waren meine Haare bei unserem letzten Treffen blau. „Die Bilder sind bezaubernd.“

„Das freut mich. Das Café Schwesterherz unterstützt die lokalen Kreativen, und ich darf meine neuesten Werke derzeit hier ausstellen.“ Ganz Gentleman der alten Schule zieht er mir einen kleinen Sessel zurecht. „Deine neue Frisur ist übrigens“, er überlegt kurz und lächelt mir zu. „Apart“, entscheidet er schließlich.

„Danke“, murmele ich, während ich mich daran erinnere, dass ich Heinrich dieses kreative Hobby als kleine Entspannung für seine quirlige Frau zugeschrieben habe. „Wenn du öfters hier bist, kannst du mir sicherlich etwas empfehlen.“ Ich lege die Speise- und Getränkekarte beiseite und schaue ihn auffordernd an.
     „Hier ist alles fantastisch.“ Seine Mundwinkel heben sich. „Von den hausgemachten Smoothies, Limonaden und saisonalen Getränken über die ausgefallenen Tees.“ Er lächelt verschmitzt. „Aber falls du das noch nicht getan hast, solltest du unbedingt den Kaffee von der Ehrenfelder Rösterei Schamong probieren.“

„Autoren-Treibstoff ist immer richtig“, griene ich.
     „Autoren-Treibstoff?“ Seine Brille hüpft überrascht. Mit einem geübten Stups schiebt er sie zurück auf die Nasenwurzel.
     „Kaffee“, erkläre ich.
     „Ach so“, er lacht. „Dazu passt quasi alles. Wie wäre es, wenn wir uns ein Quetschbrot, eine Art Panini, zum Teilen und hausgemachten Kuchen bestellen? Mit Möhre und Zitronenfrischkäse?“
     „Das klingt einfach wunderbar.“
     „Übrigens werden die Produkte regional bezogen, und was nicht verkauft wird, geht an Foodsharing.“ Heinrich gibt der freundlichen Bedienung ein Handzeichen und mit Charme, aber ohne Schirm und Melone, unsere Bestellung auf.

„Wo ist eigentlich Annabell?“, frage ich ihn.
     „Sie ist doch mit Anneliese unterwegs. Hat sie sich nicht bei dir abgemeldet?“
     Zwischen meinen Brauen bildet sich eine verärgerte Furche. Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn meine Buchcharaktere sich verselbständigen und ihr eigenes Leben führen. „Hat sie nicht“, quetschte ich zwischen den Lippen hervor. „Du meinst doch etwa nicht Anneliese Goldberg?“
     „Natürlich meine ich die goldige Anneliese. Du weißt doch, dass sie nicht nur den Bösewicht Schwarz aus deinem Thriller ASKLEPIOS observiert hat, sondern auch Otto Fröhlich mit seiner Geliebten in flagranti erwischt hat. Stand doch groß im Köln-Blog Nr. 2!“ Er beugt sich zu mir vor und senkt seine Stimme zu einem Flüstern. „Der Bundesnachrichtendienst hat Anneliese und Annabelle engagiert.“

Ich schnappe nach Luft. Ein Kuchenkrümel verirrt sich in meiner Luftröhre. Ich huste und werde so rot wie der Lippenstift von Dita von Teese. Leider sieht das Rot an mir aber nicht so sexy aus. „Der BND?“, japse ich schließlich. „Die beiden sind achtzig.“
     „Genau!“ Ein stolzes Lächeln gräbt sich in Heinrichs Züge. „Die optimalen Spitzel für den BND. Wenn die beiden in einem Café oder Park sitzen, schöpft niemand Verdacht. Zurzeit touren sie durch Ostdeutschland und halten ihre hübschen Öhrchen offen. Du weißt schon warum …“ Er zieht die Augenbrauen hoch und nickt mir zu. „Mozart ist übrigens auch dabei.“
     „Aber das ist mein Rauhaardackel. Und das sind meine Buchcharaktere. Da hätte der BND mich wenigstens mal fragen müssen“, quengele ich.
     „Damit du dann alles auf Instagram postest, in einem Blogpost tratschst oder sogar einen neuen Thriller daraus machst?“
     Da hat er natürlich recht. Gebe ich aber nicht zu. „Pffffff“, moppere ich stattdessen. Naja, was soll’s. Da sieht man mal wieder, wie hip ich bin. Sogar der BND bedient sich meiner Figuren!

Einen hippen und humorvollen Tag wünscht euch
herzlichst

Charlotte

Der Blogpost enthält unbezahlte Werbung (Nennung von Restaurants, Cafés und Romanen)