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Treffen mit Veronika Cooper aus dem Thriller ASKLEPIOS in dem japanischen Restaurant Bento Box, Aachener Straße, Köln

Konichi wa ihr Lieben,

der Herbst zieht mit Siebenmeilenstiefeln durchs Land und lässt das Laub in gelben und roten Tönen leuchten. Sein kühler Atem streift meine Haut, und mir steht der Sinn nach einer warmen Suppe, die mich die kalten Liebkosungen vergessen lässt. Deshalb habe ich mich heute mit Veronika Cooper aus dem Thriller ASKLEPIOS in dem japanischen Restaurant Bento Box verabredet und freue mich jetzt schon auf meine Lieblingssuppe – vegane Ramen, eine hausgekochte Brühe aus Zwiebeln, Sellerie, Möhren, Miso und Sojasauce mit ganz viel Gemüse, Tofu und natürlich Ramen-Nudeln.

Da die Bento Box eigentlich ein Sushi Restaurant ist,
lässt sich hier auch die pure Lust auf Lachs,
Sushi und Sashimi, Snacks und Salate,
Bowls und Beilagen,
auf japanisches Flair
und vieles mehr
stillen.

Obwohl ich bereits weiß, wie meine Bestellung ausfallen wird, blättere ich durch die Speisekarte, die einem wundervollen Bilderbuch gleicht, und kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Heute wird es mir nämlich endlich einmal gelingen, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Während den Jahren in Thailand habe ich nämlich gelernt, Suppe grazil mit Stäbchen zu verspeisen. Bei allen anderen Gerichten benutzen die Thais übrigens Löffel und Gabel. Dank meiner Jahre in China, wo nicht nur die Suppe, sondern alles mit Stäbchen zum Mund befördert wird, habe ich auch das Schlürfen studiert und beherrsche es perfekt. Da kann mir niemand das Wasser bzw. die Suppe reichen. Auch nicht die elegante Veronika, denke ich verschmitzt, als sie sich schon neben meinem Tisch materialisiert.

„Wenn man vom Teufel spricht.“ Die Worte purzeln aus meinem Mund, fallen auf den Boden und bleiben vor ihren polierten Pumps liegen
     „Der Teufel trägt Prada gefällt mir besser“, entgegnet sie und drückt mir zwei Küsschen auf die Wangen.
     Ein Blick auf ihr Kleid – aus schwarzem Cady gefertigt, tailliert geschnitten und mit einem bestechenden U-Boot-Ausschnitt – bestätigt die Aussage.
     „Hast du den Film gesehen?“, fragt sie, während sie mir gegenüber auf der Bank Platz nimmt.
     „Klar! Ich liebe Meryl Streep. Vor allem in Jenseits von Afrika.“
     „Seit wann bist du denn romantisch?“ Ein Funkeln blitzt in ihren Augen auf. „Du schreibst doch Thriller.“
     „Deshalb kann ich trotzdem romantisch sein“, moppere ich gerade, als die freundliche Bedienung uns ein Lächeln schenkt und nach unseren Wünschen fragt.
     Wie geplant, bleibe ich bei der veganen Nudelsuppe. Veronika entscheidet sich für eine Komposition verschiedener Nigiri, darunter Lachs, Garnele, marinierter, gegrillter Aal und Avocado.

Kein Wunder, dass sie so schlank ist, grübele ich und komme auf unser Thema zurück. „Gut, dass du mein Buch erwähnt hast. Ich möchte nämlich mit dir über deine Kindheit sprechen. Das ist für unsere Leser bestimmt brennend interessant.“
     „Falls du möchtest, dass ich zum Lunch bleibe, sind zwei Themen tabu, und zwar meine Kindheit und mein Bruder.“ Sie kneift die Lippen zusammen.
     Ich schlucke und überlege. Ist es richtig, sich von seinen Charakteren rumkommandieren zu lassen? Aber, was soll ich machen? Schließlich möchte ich, dass sie bleibt. „Und worüber möchtest du sprechen?“, lenke ich also ein.
     „Up to you.“ Sie lächelt generös. „Prada, Meryl Streep, Schönheitsoperationen?“
     „Schönheitsoperationen? Neeeeeee.“ Ich betrachte ihre langen, zierlichen Finger mit den kurz gefeilten Klarlacknägeln, die sofort Vertrauen in chirurgische Fähigkeiten wecken.  „Die habe ich wohl kaum nötig.“
     Ein Schmunzeln gleitet über ihre Züge, während die japanischen Köstlichkeiten vor uns ausgebreitet werden.

„Guten Appetit“, murmele ich, befreie die Stäbchen aus der Verpackung und jongliere sie geübt zwischen meinen Fingern. Dann kröne ich mein Können mit einem wohlklingenden Schlürfen. Eine Glückskatze winkt mir begeistert zu.
     Veronikas Augen weiten sich, und ich glaube ein kurzes Entsetzen in ihnen zu erkennen.
     „Soll ich leiser schlürfen?“, frage ich rücksichtsvoll. „Kann ich auch gut.“
     „Nein, das ist es nicht.“ Sie schüttelt den Kopf. Der Dutt an ihrem Hinterkopf rührt sich nicht vom Fleck. „An dir gibt es noch mehr zu verschönern, als ich ursprünglich dachte.“
     „Aha, und was sollte das sein?“ Vor Schreck rutschen mir die Stäbchen aus den Fingern und plumpsen in die Suppe.

„Zum Beispiel könnte ich die Altersflecken weglasern.“ Sie deutet auf meine Hand, die gerade die Stäbchen aus der Suppe angelt.
     „Das sind keine Altersflecken. Das sind Sommersprossen“, protestiere ich lautstark.
     „Und beim Schlürfen bilden sich Knitterfältchen um deine Lippen. Da könnte eventuell ein wenig Botox helfen. Besser wäre sogar ein Filler.“
     „Was für ein Füller?“, versuche ich sie abzulenken. „Ich schreibe auf dem Laptop.“ Erbost kneife ich die Lider zusammen.
     „Und vielleicht ein wenig Botox, um die Falten um deine Augenpartie zu mildern“, stellt sie fachmännisch fest.
     Ruhig bleiben.  Durchatmen.  Nochmal tief durchatmen. Und nochmal. „Okay“, sage ich schließlich. „Dann lass uns ein wenig über Meryl Streep plaudern. Sonst ziehe ich nämlich meine Siebenmeilenstiefel an und liefere mir einen Wettlauf mit dem Herbst.“

Sayonara
Charlotte

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