Treffen mit Tanja Winter aus dem Thriller ASKLEPIOS im Café Fleur

Hallo ihr Lieben,

fröhlich summe ich „Weißt du, wo die Blumen sind …“ vor mich hin, als ich auch schon das Café Fleur erblicke, dessen Charme mich immer wieder bezaubert. Auf dem Bürgersteig vor dem Bistro haben Tische und Stühle ein Rendezvous im Sonnenschein, und obwohl der Sicherheitsabstand gewahrt wird, kommt die Romantik dank liebevoll arrangierter Blumen nicht zu kurz. Lachen klettert in meine Ohren, und der Duft frischer Backwaren durchdringt meinen Mund-Nasen-Schutz. Die Gäste genießen eindeutig das Leben im Fleur und die letzten warmen Sonnenstrahlen dieses Herbsts.

Da Tanja eine Wespenallergie hat, haben wir uns für ein tête-à-tête im Innenbereich entschieden. Am Eingang desinfiziere ich meine Hände mit einer entsprechenden Flüssigkeit, die an einem Spender bereitsteht. Mein Blick streift sehnsüchtig über die kleine Bühne, von der aus mir ein antikes Klavier zuzwinkert. Wahrscheinlich wartet es ebenso sehnsüchtig wie ich auf das Aus der Pandemie und das An der nächsten Veranstaltung.
À la carte werden im Café Fleur nämlich nicht nur kulinarische Köstlichkeiten serviert, sondern auch kulturelle, wie zum Beispiel Lesungen.  An diesen und dem Flair des Fleurs hätten sicherlich sogar Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre ihre Freude gehabt.

 

Während ich noch mit dem Klavier flirte, tritt eine freundliche Mitarbeiterin an mich heran. Ihr Lächeln leuchtet sogar hinter der Maske. Schnell säubert sie einen Tisch für zwei Personen und reicht mir, sobald ich Platz genommen habe, die Speisekarte.  Da Tanja sich offensichtlich verspätet, vertreibe ich mir die Zeit mit der Karte und dem verlockenden Angebot. Wie üblich wird mir die Wahl schwerfallen, denn sowohl die verschiedenen Suppen, Quiches und Salate als auch die hausgemachten Kuchen sind total lecker. Zudem gibt es noch saisonale Gerichte, die mir die Auswahl zusätzlich erschweren.

„Hallo Charlotte, erkennst du deine eigenen Buchcharaktere nicht mehr?“ Die Worte prasseln vor mir auf den Tisch.
     „Was?“ Ich zucke zusammen und betrachte die Polizeipsychologin. „Natürlich erkenne ich meine Charaktere“, flunkere ich, obwohl ich sie wirklich kaum erkannt hätte. In meinem Thriller ASKLEPIOS habe ich ihren durchtrainierten Körper in einen Etuirock und Pumps gesteckt. In ihrer Freizeit, also außerhalb meines Romans, trägt sie anscheinend lieber Jeans, Blazer, Sneakers und die Haare zu einem Dutt aufgesteckt. Zudem wird ihre untere Gesichtshälfte von einem Mund-Nasen-Schutz verschleiert. Darüber hockt eine riesige Sonnenbrille.

„Tut mir leid, dass ich mich etwas verspätet habe.“ Sie befreit ein strahlendes Lächeln vom Mundschutz. „Ich habe mir gerade bei Jessica Welt Dancewear noch ein neues Ballett-Trikot gegönnt. Am Wochenende mache ich nämlich einen Pointwork-Workshop im Tanzhaus 1141. Freue mich total darauf. Trainiere ja schon seit Jahren dort, und die Workshops sind immer etwas Besonderes.“

Ich spüre wie sich ein helles Rouge auf meine Wangen legt. Aha, denke ich. Sie macht Ballett, während ich mir im Café Fleur den Bauch mit Leckereien vollschlage. Daher also ihr durchtrainierter Körper. Hätte ich das wissen müssen? Eigentlich schon, oder? Das muss ich unbedingt noch einmal in meiner Charakter-Bibel nachschlagen.
Glücklicherweise kann ich meine Verlegenheit überspielen, indem ich meine Bestellung aufgebe.

 „Ist ja wirklich entzückend hier.“ Tanja schaut begeistert auf die alte Theke mit den Schnitzereien und die stilvoll arrangierten Bistrotische. Mit ebensolcher Begeisterung lenkt sie ihr Augenmerk anschließend auf mich.
     „Was macht denn eigentlich deine Therapie?“
  „Was für eine Therapie?“ Ich verschlucke mich an dem köstlichen Cappuccino und gönne meiner Kehle einen Schluck Bionade zur Beruhigung.
„Hat Cornelia dir nicht empfohlen, dich in therapeutische Hilfe zu begeben, weil in deinem Kopf so fürchterliche Fantasien hausen?“

 

Ich balle die Fäuste unter dem Tisch. Nur weil ich Thriller schreibe, brauche ich doch keine psychologische Hilfe. „Ich schreibe auch Fantasy-Romane, um mich auf andere Gedanken zu bringen“, sage ich, um sie von meiner Normalität zu überzeugen.
     Sie legt den Kopf schief und kneift die Lider zusammen. „Glaubst du, es ist der richtige Weg, dich in Fantasie-Welten zu flüchten? Ich denke, du tätest besser daran, dich der Realitität und deinen Problemen zu stellen.“
     „Ähm …“, antworte ich gescheit, während mein Körper auf Fluchtmodus stellt. Zum Glück wird mir in diesem Moment die vegane Kürbissuppe serviert, und sie duftet so gut, dass mein Limbisches System kapituliert, ich den Löffel in die Hand nehme, Tanja ignoriere und einfach nur genieße.

Aber eins ist sicher: wenn ich beim nächsten Mal eine entspannte Zeit im Fleur verleben möchte, komme ich allein. Ohne Tanja. Und dann setze ich mich ans Klavier und spiele ‚Sag mir wo die Blumen sind‘ für euch.

Herzlichst
Charlotte

 

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