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Hallo ihr Lieben,

das Leben kann so herrlich sein, vor allem, wenn man in einem Strandkorb thront, aufs Wasser schaut und die Sonne genießt. Nein, ich bin weder an der Nordsee noch an der Ostsee, sondern mitten in Köln. Heute hat es Mozart und mich nämlich in den Club Astoria verschlagen. Nicht etwa Wolfgang Amadeus Mozart, was mir selbstverständlich auch zuzutrauen wäre, sondern Mozart, den Rauhaardackel von Anneliese Goldberg aus meinem aktuellen Thriller ASKLEPIOS.

Erinnert ihr euch noch an mein Treffen mit Anneliese im Café Krümel? Damals observierte die alte Dame Otto Fröhlich, den achtzigjährigen Ehemann ihrer Freundin. Sie hat ihn auch tatsächlich in flagranti mit seiner Geliebten in einem Hotel erwischt. Bei dem Versuch für Instagram das #fotooftheday von dem ineinander verschlungenen Paar zu schießen, kletterte sie auf die kleine Leiter des Gärtners, stürzte und zog sich einen Oberschenkelhalsbruch zu. 
     Da Mozart meiner Feder entsprungen ist, verstehen wir uns selbstverständlich bestens. Deshalb passe ich auf den Vierbeiner auf, bis Anneliese ihn wieder selbst ausführen kann. So liegt Mozart jetzt im Gras zu meinen Füßen und freut sich ebenso über die Sonnenstrahlen wie ich.

Da bekanntlich nicht alle Menschen dieser Welt aus Köln stammen, sei hier kurz erwähnt, dass der Club Astoria 1948 von der belgischen Armee im Kölner Stadtwald erbaut wurde. Das weitläufige Naherholungsgebiet wurde bereits am Ende des 19. Jahrhunderts im westlichen Stadtbezirk Lindenthal geschaffen und beherbergt Wildgehege, Weiher und Wasserkanäle sowie Sport- und Spielplätze. Der belgischen Armee diente der Club Astoria als Offizierskasino und Hotel. Im Jahr 2003 wurde die belgische Garnison in Köln aufgelöst und die Anlage geschlossen. 2007 eröffnete das zum Adenauerweiher offene Restaurant seine Pforten erneut. Die denkmalgeschützte Anlage bietet ein Restaurant mit Sonnen-Terrasse und großem Biergarten sowie einige Strandkörbe mit Blick auf den Weiher. Durch die hervorragende Lage und die abwechslungsreiche moderne Küche hat sich das Restaurant als Adresse für Hochzeiten und andere Veranstaltungen etabliert.

 

Ich schlürfe an meinem Kölsch, werfe einen benebelten Blick auf das Menü und freue mich, dass heute kein Montag ist. Da ist nämlich Ruhetag. An Sonn- und Feiertagen erwartet die Besucher ein Brunch-Buffet. Von Dienstag bis Samstag, jeweils 12.00 bis 14.45 Uhr, lockt ein Lunchmenü mit einer vielversprechenden Suppe oder einem kleinen Blattsalat vorab, gefolgt von der täglich wechselnden Lunchbox mit kalten und warmen Leckereien (18,50 Euro pro Person). Nachmittags versüßen frisch gebackene Waffeln das Leben.

„Ist das ein Mädchen?“ Eine hysterische Stimme filetiert meine Kölsch-Idylle ebenso erbarmungslos wie ein Sushi-Koch einen frischen Fisch. Mein Blick wandert von der Speisekarte in Richtung des Störenfrieds. Sofort weiten sich meine Lider, und ich gaffe hypnotisiert auf ein riesengroßes, braunes Fell, das auf mich zufliegt. „Ist das ein Mädchen?“, ertönt das Möwengeschrei erneut.
     Ich schaue mich hilflos um. Ein Kind ist nicht in Sicht. Mich wird sie wohl kaum meinen. Bevor ich auch nur die leiseste Chance habe, auf des Rätsels Lösung zu stoßen, wirft sich das braune Ungetüm auf Mozart.
     „Oh“, realisiere ich endlich, „sie meint Mozart!“ Meine instinktive Panik funktioniert wie üblich schneller als mein Verstand und hat längst meinen Brustkorb eingeschnürt. „Was jetzt?“, grübeln meine Gehirnzellen. Unter dem braunen Fellberg kann ich den kleinen Rauhhaardackel nicht mehr entdecken. Dafür höre ich ein intensives Schnüffeln. 
„Mädchen?“ kreischt es wieder.
     „Genau“, denke ich. „Das ist die Lösung!“ Ein Seufzer entfährt mir, mein Brustkorb hebt und senkt sich erleichtert.  „Ja, ja, kein Problem“, rufe ich der Frau zu und ringe mir sogar ein Lächeln ab. „Das ist ein Mädchen.“
     Bevor die Hundebesitzerin wieder zu Puste gekommen ist, lässt der fellige Riese von Mozart ab und stürmt zum Ufer, wo einige Enten watschelnd dem Müßiggang frönen. In Anbetracht des Fellmonsters breiten sie ihre Flügel aus, erheben sich schnatternd und landen mit einem protestierenden Platsch auf dem Wasser.

Vollkommen überfordert wendet sich die Frau grußlos von mir ab und prescht zum See. Obwohl Mister Fell schon längst im Teich schwimmt, liegt Mozart immer noch hingebungsvoll auf dem Rücken.
     Ich klopfe mir auf die Schulter und gratuliere mir zu einem weiteren Geniestreich. Mozart habe ich nämlich tatsächlich als Mädchen konzipiert. Und wisst ihr auch warum? Anneliese Goldberg liebt nicht etwa Wolfgang Amadeus Mozart, sondern Mozartkugeln. Deshalb hat sie ihre vierbeinige Freundin kurzerhand nach dieser Leckerei benannt und die Abkürzung Mozart gewählt. Schließlich kann man einen Hund nicht Mozartkugel nennen, oder? Schaut mal bei Anneliese vorbei. Ihr wisst ja, wo sie wohnt, und falls nicht, erfahrt ihr es in meinem neuen Thriller. Sicherlich bekommt ihr zum Kaffee einige Mozartkugeln serviert, und wenn diese aus sein sollten, gibt es garantiert leckere Kekse.
     „Braves Mädchen!“ Ich streichle Mozarts Bauch rhythmisch und taktvoll und baue großzügig noch ein Da capo ein. Nach einer ausgiebigen Kraulrunde mache ich es mir wieder im Strandkorb bequem und leere mein Kölsch. Das Leben kann so herrlich sein.

Herzlichst
Charlotte