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Treffen im Goldmund Literaturcafé und Restaurant mit Sophie Kaiser

Hallo, ihr Lieben,

ich liebe, liebe, liebe das Goldmund. Wenn es nach mir ginge, könnte ich sofort meine Koffer packen und dort einziehen. Es bietet nämlich alles, was mein Herz höherschlagen lässt: Bücher, Bücher und noch mehr Bücher, kulinarische Köstlichkeiten und kulturelle Kreationen von Konzerten über Lesungen bis hin zu zauberhaften Hochzeitsfeiern und einer Vielzahl von Stammtischen aus aller Herren Länder. Für mein seelisches und leibliches Wohl wäre somit bis zum Ende aller Zeiten gesorgt.

Da Sophie das Lesen ebenso liebt wie ich, habe ich mich heute mit ihr im Goldmund verabredet.  Ihr erinnert euch doch an Sophie aus meinem aktuellen Thriller ASKLEPIOS? Richtig, sie ist die Mama der kleinen Emma. Ich treffe Sophie allerdings vor Emmas Geburt, und zwar zu der Zeit, als sie Paul, ihren späteren Ehemann, gerade kennenlernt, denn frisch verliebt ist bekanntlich prickelnder als Prosecco.

Obwohl das Goldmund einen bezaubernden Biergarten mit Korbstühlen offeriert und die Sonne sanft lächelt, habe ich mich mit Sophie drinnen verabredet. Das Ambiente ist nämlich einfach bezaubernd. Zahlreiche Bücherregale flanieren an den Wänden, ein altes Klavier zwinkert den Gästen zu und zahlreiche Sitzgruppen laden dazu ein, sich wohlzufühlen und den Tag mit den wichtigen Dingen des Lebens zu verbringen.
     Bis Sophie kommt habe ich noch etwas Zeit, um in dem Antiquariat zu stöbern. Eigentlich könnte ich damit Jahre verbringen, denn es umfasst in etwa dreitausend Titel. Hinzu kommen noch belletristische Werke und Reiseliteratur, die den Gästen zum Schmökern zur Verfügung stehen.

Ich habe meine Nase gerade in einen französischen Bildband gesteckt, als ich aus dem Augenwinkel einen dunklen Pferdeschwanz wahrnehme. Ein Sonnenstrahl, der durch eins der vielen Fenster fällt, zaubert einen seidigen Schimmer auf das Braun. „Sophie?“
     Die Zwanzigjährige wirbelt herum. „Oh, Charlotte! Du bist schon da. Ich bin extra etwas früher gekommen, um mir noch ein Buch in der Bookcrossing-Zone auszuleihen und ein wenig zu lesen.“ Sie drückt mir ein Küsschen auf jede Wange.
     „Bookcrossing-Zone? Was ist das denn?“ Ich drücke sie kurz zur Begrüßung, nur um sie dann entschieden zur Seite zu schieben und die Bücher hinter ihr zu beäugen.
     „Kennst du das nicht?“ Ihr honigfarbener Blick fällt auf die Bücher.
     Ich schüttle den Kopf.
     „Bookcrossing ist so etwas wie das Freilassen von Büchern in die Wildnis. Im Goldmund sind immer um die einhundertfünfzig Bücher, die von den Gästen mit nach Hause genommen werden können. Nach dem Lesen muss das Buch ins Goldmund zurückgebracht oder einfach irgendwo liegengelassen werden, zum Beispiel in der Straßenbahn oder in einer Kneipe. Dort kann der nächste es dann mitnehmen. Wichtig ist, dass das Buch im Internet registriert wird, damit jeder die Reise des Buches und die Leben, die es berührt hat, verfolgen kann. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, schau mal unter www.bookcrossers.de und www.bookcrossing.de.

„Punkt de eh“, wiederhole ich perplex.
     Sophie wirft den Kopf in den Nacken und lacht schallend. „Ja! Da findet sich so einiges. Können wir gerne mal zusammen machen.“
     „Fände ich schön.“ Ihr Lachen steckt mich an. „Hast du denn was gefunden?“
     Sie zeigt mir das Cover.
     „Ein ganzes halbes Jahr. Dabei habe ich sooooo geheult.“
     „Ist also richtig gut.“ Sophie zwinkert mir zu.
     „Verdammt gut. Apropos … Du kennst Paul doch jetzt auch ein paar Monate. Wie läuft’s denn so?“ Sophie studiert nämlich Medizin, macht gerade ihren Präparierkurs und Paul wurde ihr als Tischassistent zugewiesen.
     „Sei nicht immer so neugierig!“ Auf Sophies Wangen hat ein unsichtbarer Pinsel eine Portion Rouge aufgetragen. Anscheinend läuft es also ganz nach meinen Wünschen. „Außerdem habe ich fürchterlichen Hunger. Da drüben ist ein Tisch frei.“ In Windeseile hat sie auf der Flucht vor meiner Frage an einem Tisch Stellung bezogen.

„Weißt du, was du möchtest?“ Mein Zeigefinger verfolgt bürgerliche Gerichte sowie mediterrane und asiatische Kompositionen – mit einem beachtlichen Anteil vegetarischer Optionen. Mein Magen knurrt bei jedem Gericht begeistert auf und fordert lautstark nach einer Entscheidung. Schließlich  wähle ich Dhal, ein Linsen-Gemüse mit Kokosnussmilch, Linsen-Bulgur-Bratling, Basmati- und rotem Reis mit frischem Minze-Joghurt (vegan ohne Joghurt), und Sophie entscheidet sich für Spinatröllchen, gefüllt mit Spinat und Frischkäse, auf einem Salatbouquet.
     „Was ist jetzt mit Paul? Ward ihr schon im …“

„Du bist so peinlich!“ Sophie wühlt wild in ihrer Tasche, nur um mich nicht anschauen zu müssen.
     „Was ist denn daran peinlich? Im Vesuvo wollte ich fragen. Das wird doch zu eurem Lieblingslokal. Was dachtest du denn?“ Ein Grinsen zerrt an meinen Mundwinkeln.
     „Können wir nicht einfach das Thema wechseln?“ Sophie rutscht auf dem Stuhl hin und her.
     Eigentlich finde ich das Thema Paul brennend interessant, aber ich möchte den Bogen dann doch nicht überspannen. „Wie läuft’s mit dem Studium?“, lenke ich also ein und beschließe, nach meinem nächsten Thriller mal einen prickelnden Liebesroman mit ganz viel Prosecco zu wagen. Denn schließlich gibt es nichts Schöneres als die Liebe, die Liebe, die Liebe!

Herzlichst
Charlotte