Das erstes Mal. Wie du dich auf das Schreiben deines ersten Romans vorbereiten kannst.

Jedem ersten Mal wohnt eine besondere Magie inne, und die Gefühle fahren Achterbahn. Da ist die Aufregung. Das Kribbeln im Bauch. Die Vorfreude. Und eine große Portion Unsicherheit.  So geht es mir, wenn ich eine Romanidee im Kopf habe, die in ein Genre fällt, in dem ich zuvor noch nicht geschrieben habe. Und was mache ich vor dem ersten Mal? Ich versuche, die Unsicherheiten abzulegen, indem ich mich gründlich vorbereite, Mittel und Wege finde, um mich an das neue Genre heranzutasten.

Egal, ob du ein Plotter oder ein Pantser bist. Hier einige Tipps, wie ich mich schlau mache, bevor ich mit dem eigentlichen Plotten und Schreiben beginne.

  1. Bei YouTube gibt es fantastische, kostenlose Tutorials zum Thema Schreiben,
        teilweise sogar genrespezifisch, z. B. Jane Kalmes (Mystery novels)
  2. Es gibt viele Ratgeber, die auf genre-spezifische Eigenheiten eingehen,
        z. B. Gwen Hayes „How to Write Kissing Books“ (Romance)
  3. Lesen und analysieren, und zwar in dem Genre, in dem ich schreiben möchte.
        Ich nutze:
  • Bücher (aus meinem Regal, Neukäufe, ggf. Bibliotheken)
  • Kindle Leseproben
  • Hörbücher (z. B. gibt es auf Spotify oft Hörproben des ersten Kapitels)
  • Filme (sind klasse, um die Struktur zu verstehen, z. B. auf Netflix)

Bereits aus den ersten Kapiteln (aus Lese- oder Hörprobe) sind genre-typische Merkmale erkennbar, z. B.

  • Wie wird die Geschichte eröffnet? Wie ist der erste Satz?
  • Wie werden die Charaktere eingeführt?
  • Wie ist die Stimmung/der Schreibstil?

Was gefällt mir gut und was weniger gut?  Welches Buch würde ich am liebsten nach der Lese-/Hörprobe gleich weiterlesen bzw. hören. Und vor allem: Warum ist das so?

Was unglaublich wichtig ist und von vielen Newcomern vergessen wird, ist, einen Blick auf den Wordcount zu werfen. Wie viele Wörter sind in dem Genre üblich, d. h. wie viele Seiten haben die Bücher üblicherweise?

Warum ist das wichtig?

  • Für jedes Genre gibt es Richtwerte, wie viele Wörter die Geschichte im Idealfall enthalten sollte. Diese Richtwerte orientieren sich am Leseverhalten im jeweiligen Genre, spiegeln also die Gewohnheiten und Erwartungen der Leser wider.
  • Ein falscher Wordcount kann einen Hinweis darauf geben, dass an der Geschichte etwas nicht stimmt.
  • Wenn du deinen Roman einem Verlag oder einer Agentur anbieten möchtest, musst du ein Exposé verfassen (s. Blogbeitrag: Das Exposé). Hierbei müssen technische Angaben zum Roman gemacht werden, wie z. B. Genre und Wordcount. Ein Wordcount, der nicht im Rahmen des gängigen Genre-Wertes liegt, kann dazu führen, dass Lektoren, die das Exposé prüfen, dass Exposé zur Seite legen, weil sie Mängel vermuten und so erst gar nicht bis zu deiner Leseprobe vordringen.

Beispiele:

  • Thriller haben in der Regel einen Wordcount zwischen 70.000 und 90.000 Wörtern. Wird dieser Wordcount weit überschritten, liegt zum Beispiel die Vermutung nahe, dass das Erzähltempo zu langsam ist, der Spannungsbogen durchhängt.
  • Ein Historischer Roman mit nur 50.000 Wörtern legt die Annahme nahe, dass z. B. der Weltenbau zu kurz kommt.
  • Ein Sci-Fi-Roman – in der Regel liegt der Wordcount zwischen 95.000 – 120.000 Wörtern -, der 180 Seiten umfasst, lässt folgende Mängel vermuten: Die Science-Fiction-Elemente sind nicht hinreichend ausgearbeitet. Das Worldbuilding ist zu dünn (zu wenig Setting) oder die Story ist zu flach, d. h. kein B-Plot (wenn du mit A- und B-Plots arbeitest) oder keine Subplots neben dem Hauptplot.

Ich hoffe, dein erstes Mal wird ein voller Erfolg.

Happy writing,
Charlotte