Weiter geht’s mit einem der häufigsten Newcomer-Fehler, und zwar der willkürlichen Handhabung von Zeilenumbrüchen und Absätzen. Hast du dir schon einmal die Frage nach der Wirkung dieser Stilmittel gestellt? Als Teil des formalen Aufbaus eines Manuskripts tragen sie zur Leseerfahrung und zur Verständlichkeit der Geschichte bei. Deshalb sollten sie mit Bedacht gewählt werden.

Zeilenumbruch = 1x Enter-Taste (d. h. neue Zeile)
Absatz = 2x Enter-Taste (d.h. neue Zeile plus 1 Leerzeile)

Beim Lesen empfinde ich es als unangenehm, wenn Zeilenumbrüche und Absätze uneinheitlich verwendet werden, z. B. Person A handelt und sagt etwas. Nach der wörtlichen Rede von A erfolgt ein Zeilenumbruch. In der neuen Zeile steht die wörtliche Rede von Person B. Beim nächsten Mal handelt Person A erneut. Es folgt ein Zeilenumbruch. In der neuen Zeile steht die wörtliche Rede von A. Im ersten Moment denke ich, Person B spricht und muss mich auf den neuen formalen Aufbau einstellen.

Wann sollten Absätze (2x Enter-Taste) gemacht werden?
– Bei einem Szenenwechsel, um eine Unterbrechung der Handlung zu markieren. Diese kann
zeitlich (Tage etc. werden übersprungen) oder räumlich (Wechsel zu einer anderen Location) sein.
– Bei einem Wechsel der Erzählperspektive

Wann sollte ein Zeilenumbruch (1x Enter-Taste) erfolgen?
Auf jeden Fall in Dialogen, und zwar immer dann, wenn von einem Sprecher zum anderen gewechselt wird. Das schließt die Handlungen, die während des Dialogs stattfinden, mit ein. Hier ein Beispiel aus Drachenkönigin:

Jade wunderte sich zwar immer noch über sein Angebot, fand jedoch keinen Grund, ihm nicht zu trauen. »Aber Ihr werdet nichts von mir lernen können.«
»Da irrst du dich.« Er deutete eine Verbeugung an. »Ein guter Lehrer hört niemals auf zu lernen.«
Jades Mundwinkel hoben sich. »Es ist mir eine große Ehre, Shifu.«

Diese Struktur in Dialogen mit nur zwei Personen erlaubt zugleich auf Sprechverben zu verzichten. Der Leser:in wird auch ohne „er sagte” oder „sie fragte” wissen, wer gerade spricht.

Oftmals können Zeilenumbrüche auch helfen, lange Textstellen zu gliedern, d. h. für den Leser in sinnvolle Teile zu strukturieren und damit leichter lesbar zu machen. Hierbei orientiere ich mich an einer Länge von 3 bis 6 Sätzen zwischen den einzelnen Zeilenumbrüchen, sofern diese sinnvoll sind. Denn es gilt immer: form follows function.

Happy writing,
Charlotte